Welche Hunderasse ist keine Qualzucht? Die ehrliche Antwort für Hundebesitzer

Welche Hunderasse ist keine Qualzucht? Die ehrliche Antwort für Hundebesitzer

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Hunde gehören für viele Menschen zur Familie. Doch immer häufiger liest man Begriffe wie “Qualzucht” und fragt sich: Gibt es überhaupt noch Hunderassen, die man mit gutem Gewissen halten kann? Die Debatte ist emotional, nicht zuletzt, weil hinter jedem Hund ein Lebewesen mit Persönlichkeit steckt. Wer einen Hund sucht, will alles richtig machen. Aber wie erkennt man, welche Rassen wirklich leiden oder ob die eigenen Sorgen berechtigt sind? Hier gibt’s einen Überblick, was Qualzucht bedeutet, warum fast jede Rasse betroffen sein kann und wie du als Hundebesitzer richtig handelst.

Was bedeutet überhaupt Qualzucht?

Der Begriff “Qualzucht” taucht immer öfter in Tierarztpraxen, Medien und Diskussionen auf. Im Kern beschreibt er Hunde (und andere Heimtiere), deren angezüchtete Merkmale zu Schmerzen, Leiden oder gesundheitlichen Schäden führen. Das kann ein zu kurzer Kopf beim Mops sein, der das Atmen erschwert, oder genetische Krankheiten, die durch Inzucht und Auswahl nach Optik verstärkt werden. Schon seit 1987 gibt es das Europäische Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren, das fordert, Tiere nur dann zu züchten, wenn Muttertier und Nachkommen nicht gefährdet werden. In Deutschland regelt §11b des Tierschutzgesetzes das Thema ausführlich: Tiere dürfen nicht “durch Zucht kaputt gemacht” werden. Trotzdem sind viele beliebte Rassen betroffen.

Zucht vs. Einzelner Hund: Wo liegt das Problem?

Viele fragen sich: “Welche Rasse kann ich ohne schlechtes Gewissen halten?” Doch die Antwort ist komplex. Das Gesetz und die Tierärzte blicken auf das große Ganze, auf die Rasse als Ganzes und auf Zuchtlinien. Als zukünftiger Besitzer geht es dir aber meist um das einzelne Tier und dessen Gesundheit. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz listet in ihrem Merkblatt die problematischsten Rassen auf: Neben Mops und Französischer Bulldogge tauchen auch Australian Shepherds, Beagle, Berner Sennenhunde oder Rottweiler auf. Fast jede bekannte Rasse hat irgendwo einen Haken. Das klingt im ersten Moment, als dürfe man gar keine Hunde mehr halten.

Zwei-Klassen-System: Nicht jede Rasse ist gleich betroffen

Es gibt Unterschiede zwischen den Rassen. Manche Probleme treten selten auf und lassen sich auf bestimmte Linien oder Zuchttiere zurückführen. Beim Malinois gab es etwa einen Fall, wo ein Deckrüde eine seltene Ataxie weitervererbte – das betrifft aber nicht die ganze Rasse. Rottweiler haben ein erhöhtes Risiko für Knochenkrebs, wieder andere Rassen kämpfen mit Gelenkproblemen oder Augenkrankheiten, wie in diesem Artikel zu Erbkrankheiten bei Hunden beschrieben wird.

Das eigentliche Drama beginnt bei Rassen, bei denen jedes einzelne Tier betroffen ist. Möpse oder Französische Bulldoggen zum Beispiel haben fast immer zu kurze Schädel und leiden unter Atemnot. Nackthunde können ihre Temperatur kaum regulieren und haben massive Zahnprobleme, weil die Gene für Fell und Zähne verknüpft sind. Rassen mit “Modefarben” wie blau oder lila neigen zu schweren Hautentzündungen. Diese Merkmale betreffen nicht nur wenige, sondern fast alle Vertreter der Rasse. Mehr dazu findest du in diesem Überblick zu Qualzucht bei Hunden.

Zuchtverantwortung: Was kannst du als Hundebesitzer wirklich tun?

Wenn du selbst nicht züchtest, hast du mit der Weitergabe von Qualzuchtmerkmalen an Nachkommen erstmal wenig zu tun. Für dich zählt: Ist der Hund, den du adoptierst oder kaufst, aktuell gesund? Ein Beispiel: Australian Shepherds mit Merle-Gen sehen toll aus, aber wenn zwei Merle-Hunde miteinander Nachwuchs bekommen, können Welpen taub, blind oder beides werden. Kaufst du einen Merle-Hund und züchtest nicht mit ihm, passiert gar nichts. Trotzdem solltest du die Problematik kennen und ernst nehmen, besonders bei Rassen, bei denen jedes Tier betroffen ist. Einen guten Überblick zu betroffenen Rassen gibt es auch bei Herz für Tiere.

Frage im Zweifel deine Tierärztin oder deinen Tierarzt nach typischen Rassekrankheiten. Auch Online-Plattformen wie die Qualzucht-Datenbank können dir Hinweise geben, worauf du achten solltest.

Typische Krankheiten und Risiken: Beispiele aus der Praxis

Nicht jede Krankheit ist bei allen Hunden einer Rasse gleich häufig. Es gibt aber Rassen, bei denen fast jedes Tier leidet, meist aufgrund extremer Zuchtziele. Beispiele:

  • Mops, Französische Bulldogge, Cavalier King Charles Spaniel: Sehr kurze Schnauzen, Atemnot, Augenprobleme und Bewegungsstörungen sind häufig.
  • Nackthunde: Temperaturregulation schlecht, Zahndefekte.
  • Rassen mit Modefarben (blau oder lila): Starke Hautreizungen und Entzündungen.
  • Große Rassen wie Berner Sennenhund oder Rottweiler: Anfälligkeit für Krebs, Gelenkprobleme.

Eine ausführliche Liste zu Rassekrankheiten findest du in diesem Beitrag zu typischen Rassekrankheiten beim Hund.

Warum halten sich Qualzuchten trotzdem?

Oft liegt es an Unwissenheit, Mode-Trends oder weil bestimmte Merkmale als besonders süß gelten. Viele Menschen unterschätzen, wie sehr manche Hunde unter gezüchteten Merkmalen leiden. Manchmal ist auch der Wunsch nach einem bestimmten Aussehen stärker als die Sorge um Gesundheit. Leider werden viele Probleme erst sichtbar, wenn der Hund schon längst Teil der Familie ist.

Verantwortung übernehmen: Worauf du bei der Auswahl achten solltest

Wer einen Hund adoptieren will, sollte sich vorab über typische Krankheiten und Risiken informieren. Seriöse Züchter und Tierärzte helfen bei der Auswahl eines gesunden Hundes. Wer Wert auf eine robuste Gesundheit legt, sollte sich eher für Rassen entscheiden, die nicht auf extreme Merkmale gezüchtet wurden. Mischlinge sind häufig weniger anfällig für Erbkrankheiten – ein Blick ins Tierheim lohnt sich immer.

Gute Informationsquellen und Listen über betroffene Rassen und deren Merkmale gibt es beim Deutschen Tierschutzbund sowie bei Petbook.

Fazit: Gibt es Hunderassen ohne Qualzucht?

Die einfache Wahrheit: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Fast jede Rasse bringt bestimmte Risiken mit, aber längst nicht jede ist eine Qualzucht im engsten Sinne. Die extremsten Probleme treten bei Rassen auf, bei denen das Aussehen wichtiger als die Gesundheit war. Wer nicht selbst züchtet, kann den Fokus auf die eigene Verantwortung legen: Einen gesunden Hund auswählen, sich gut informieren und im Zweifel lieber auf Modeerscheinungen verzichten.

Wer seinen Hund liebt, informiert sich, fragt kritisch nach und übernimmt Verantwortung – für ein glückliches und möglichst gesundes Hundeleben.